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Freiburger Kartause 2011 – 2013
Auf der Südostseite des Freiburger Schlossbergs unterhalb des Hirzberges liegt das ehemalige Kartäuserkloster „Freiburger Kartause“. Namenspatron des Klosters war Johannes der Täufer. Die Gebäude des Klosters stehen auf einem zirka 10 ha großen Areal, auf dem sich neben Gärten und Wiesen auch ein 1969 erbautes Alten- und Pflegeheim, das Johannisheim, befindet. Eigentümerin ist die Heiliggeistspitalstiftung.
Im Frühjahr 2011 wurde bekannt, dass die denkmalgeschützte Kartause zu einem United World College umgebaut werden sollte. Nach wechselvoller Geschichte und unterschiedlichster Nutzung nahm dann im Herbst 2014 das Robert Bosch College, die deutsche Filiale des „United World College“, in den alten und den neu errichteten Gebäuden seinen Betrieb auf.
Die Klostergebäude sowie seine Ökonomiegebäude gingen in den Besitz der Robert-Bosch-Stiftung und der Firma Bosch über, das Alten- und Pflegeheim „Johannisheim“ und das Gelände sind weiterhin im Besitz der Heiliggeistspitalstiftung.
Der 1753-56 errichtet barocke Konventbau (Prälatur) mit seinen beiden Torpavillons bestimmt den Eindruck der Klosteranlage.
Nutzungs-Situation 2011: Eine Großküche in den Gebäuden versorgt das Johannisheim. Im 1. Stock des Ostflügels der Prälatur ist in den ehemaligen Wohnräumen von Heinrich Hansjakob eine Erinnerungsstätte an ihn untergebracht: "Fast zwei Jahrzehnte besaß der Schriftsteller und Pfarrer Dr. Heinrich Hansjakob (1837-1916) eine Wohnung im barocken Klostergebäude der Kartause, die er sich 1897 im historischen Stil der Neugotik einrichten ließ." [Heinrich-Hansjokob-Gesellschaft e.V.]
Foto links:
Prälatur, Mittel- und Ostflügel mit Eingang zu den Heinrich-Hansjakob-Stuben
Foto rechts:
Prälatur, Mittel- und Westflügel
Foto links:
Ostseite des östlichen Torseitentrakts der Prälatur, Stamm einer Ahornblättrige Platane (Platanus × acerifolia, Platanus ×hybrida)
Foto rechts:
Brunnen am Südwest Rand des Klostergeländes
Foto rechts:
Chor der ehemaligen Klosterkirche
Fotos links und unten:
Chor-Dachreiter mit Detailansichten
Blick über die Gartenanlage, den „Kuchlgarten“, nach Süden. Der Garten lieferte ehemals Gemüse und Kräuter für die Klosterküche, im Hintergrund rechts das „Stromschlössle“ und in der Mitte das „Sägerhaus“.
Das Ehepaar Eva-Maria Schüle und ihr Mann Wolfram Seitz-Schüle kümmerten sich um den „Kuchlgarten“, der einstigen Anbaufläche für die Klosterküche. Sie schufen ein Stück Bio-Gartenkultur samt Engelwurz für Likör wie bei den Mönchen. Städter halfen und lernten im Idyll, freitags stand ihnen die Gartentür offen, zudem gab Eva-Maria Schüle Kurse für Schulgruppen.
Auf der Süd-Mauer liegt eine nackte Frauenfigur. Geschaffen wurde sie bei einem Säger Event im September 2006 vom Holzkünstler Thomas Rees auf dem Schauinsland. Frau Schüle gab ihr auf der Gartenmauer Asyl. [siehe: Simone Höhl: Leben im Idyll, BZ 28.5.2011]
Die Regenfrau: Holzskulptur von Thomas Rees auf der Südmauer des Gartens. Die Skulptur ist signiert an der Außenseite des rechten Fußes mit „L... 2006“
Informationen und Bilder zur „Odyssee“ der Skulptur
Die „Regenfrau“,
Fotos von 2011
Foto links:
Skulptur gesehen von der Klosteranlage aus
Fotos rechts:
Skulptur gesehen von der Kartäuserstraße aus
Von Osten gesehen: links das Sägerhaus, rechts das Stromhäusle, hinter beiden das ehemalige Wirtshaus und im Hintergrund der Meierhof. Ganz vorne rechts ist das südiche Ende des Klostergartens zu sehen.
Der Bauernhof war bis 2012 an Heinz Lebtig verpachtet. Seit 40 Jahren – gerechnet von 2011 aus – war er mit der Kartause verbunden, erst hatten seine Eltern den Hof bewirtschaftet, 1997 übernahm er ihn. Über 2012 wurde der Pachtvertrag nicht mehr verlängert. [siehe: Simone Höhl: Leben im Idyll, BZ 28.5.2011]
Am Südgiebel des in Süd-Nord-Richtung stehenden Gebäudeteils befindet sich ein barocke Konche (Niesche) mit barocker Figur des hl. Vitus – einer der 14 Nothelfer, Gedenktag am 15. Juni.
[Franz Kern, 1990; Seite 14]
Foto links:
Blick von Osten auf den Meierhof
Fotos rechts davon:
Figur des hl. Vitus am Südgiebel des quer zum Hang stehenden Gebäudeteils
Seit 20 Jahren – gerechnet von 2011 aus – wohnt das Ehepaar Eva-Maria Schüle und Wolfram Seitz-Schüle in dem Haus. [siehe: Simone Höhl: Leben im Idyll, BZ 28.5.2011]
Weitere Fotos und Informationen zum Haus
Foto links:
Blick vom Südufer der Dreisam auf das ehemalige Wirtshaus
Foto rechts:
Blick von Osten auf das ehemalige Wirtshaus
Situation 2011 [siehe: Simone Höhl: Leben im Idyll, BZ 28.5.2011]: Im „Stromschlössle“, einem alten Wasserkraftwerk, steht eine moderne Anlage, die Trinkwasser nach oben ins Johannisheim und die Großküche im Klostergebäude pumpt. Auch die alte Turbinenanlage, die einst die ganze Kartause und zum Teil Littenweiler mit Strom versorgte, ist noch vorhanden. Die Turbine wurde durch das Dreisamwasser eines Gewerbekanals, dem Mühlenkanal, angetrieben, der am Wehr auf der Höhe der Jugendherberge von der Dreisam abzweigt, parallel zur Kartäuserstraße fliest und am Sandfang wieder in die Dreisam geführt wird.
Weitere Fotos und Informationen zum Haus
Foto links:
Blick vom Südenwesten auf das Stromhäusle
Foto rechts:
Blick vom Osten auf das Stromhäusle mit Gewerbebach
Im Haus wohnte Roland Schüle. Bis 2001 war er Hausmeister im Johannisheim. Im „Stromschlössle“, dem alten Wasserkraftwerk, sieht er täglich nach dem Rechten. [siehe: Simone Höhl: Leben im Idyll, BZ 28.5.2011]
Ölgemälde vor 1753, Klosterneuburg
1346Der Freiburger Bürgermeister Johannes Schnewlin-
Bernlapp schenkt Mönchen des katholischen
Kartäuser-Ordens, die aus Grenoble/Frankreich
kamen, Wald und Gelände an der Südost-Seite des
Schlossbergs oberhalb der Dreisam. Es entstanden
zwei Mönchszellen.
1496 – 1648Der Hochschullehrer Gregor Reisch von der Uni-
versität Freiburg tritt in den Orden der Kartäuser ein.
Sein Schüler ist u.a. Martin Waldseemüller, er gibt
dem von Columbus 1492 entdeckten Erdteil den
Namen Amerika.
1502 – 1520Gregor Reisch ist Prior des Klosters am Johannis-
berg (Kartause Freiburg). Unter seinerLeitung erlebt
das Kloster seine Blütezeit. Es werden die Kirche
und das Refektorium gebaut.
Kupferstich der Kartause von Peter Mayer, 1771
1618 – 1648Dreißigjähriger Krieg: Verwüstung des Klosters durch das
schwedische Heer.
1745 – 1770Bau des Meierhofs in verschiedenen Abschnitten. Kernge-
bäude, L-förmiger Ausbau, Anbau der Remise in Nord-West-
Richtung.
1753 – 1756Errichtung der barocken, dreiflügligen Prälatur (Konventsge-
bäude) und eines Gästetrakts.
1782 – 1648Aufhebung der Klostergemeinschaft auf Anordnung des öster-
reichischen Kaisers Joseph II.. Die Klosteranlage samt
Ländereien werden Privatbesitz, dienen als Adels-Landsitz. Der
Kreuzgang mit den Zellen werden zu Gunsten eines Parks abge-
rissen. Die Kirche und Verwaltungsgebäude bleiben stehen.
1837 - 1916Der Pfarrer und Dichter Heinrich Hansjakob lebt in der Kartause.
Die von ihm bewohnten Räume waren bis 2012 als Museum
zugänglich.
1894Erwerb der Ländereien und Gebäude durch die Heiliggeist-
spitalstiftung Freiburg zum Umbau der Gebäude in ein Alten-
heim und zur Selbstversorgung des Heiliggeistspitales mit
Naturalien.
1907Das Wasserkraftwerk („Stromschlössle“) am Mühlenkanal wird erbaut.
1966-68Bau des Johannisheims als Alten- und Pflegeheim westlich des Klosterhauptgebäudes.
2008Ende des Jahres wird das Altenheim in den Klostergebäuden geschlossen, die Bewohner
ziehen in das neue Heim „Haus Katharina Egg“ in Freiburg-Waldsee ein.
2014Die Robert Bosch Stiftung nutzt mit dem UWC Robert Bosch College das Gelände und die
Gebäude der Freiburger Kartause. Am 23. September 2014 wird das College als erste
deutsche Filiale des "United World College" mit den ersten 104 Schülerinnen und Schülern
aus 71 Nationen offiziell eröffnet.
Das Gelände hat die Robert Bosch Stiftung in Erbpacht von der Heiliggeistspitalstiftung
Freiburg übernommen die Gebäude von ihr gekauft.
August 2024