drei
sam
tal
Freiburger Kartause – Stromschlössle
Das Stromschlössle auf dem Gelände der Freiburger Kartause steht nahe der Kartäuserstraße über einem kleinen Kanal unterhalb der Mauer des Klostergartens. Gebaut wurde es 1908 zur Stromerzeugung für die Kartause, damals ein Heim für alte und hilfsbedürftige Menschen. Für das Heim war es ein erster Schritt zur Elektrifizierung.
Scheinschornstein des Stromschlössle.
Durch eine Kombination aus Neobarock und Jugendstil passt sich das Stromschlössle architektonisch reizvoll an den Stil des Klosters an.
Die Stromerzeugung erfolgte durch eine Francis-Turbine. Angetrieben wurde sie durch Wasser der Dreisam, zugeführt durch einen Kanal, der von Ebnet aus parallel zur Karthäusertraße angelegt ist und am Sandfang wieder in die Dreisam mündet. Dieser Gewerbekanal war als „Mühlenbach“ schon zu Zeiten des Klosterbetriebs angelegt worden. Wie das unten abgebildete Gemälde aus dem Jahr 1771 zeigt, trieb das Wasser des Mühlenbaches eine Sägemühle an.
Die bis 1965 genutzte Francis-Turbine erzeugte im Jahr zwischen 150.000 und 165.000 Kilowattstunden. Funktionsfähig ist sie noch heute.
Das Haus und die es beherbergende Technik stehen unter Denkmalsschutz.
Das Wasser, welches die Turbine antrieb, fließt von Osten auf das Stromschlössle zu und ursprünglich in das Haus hinein, indem sich die Turbine befindet.
Da aber kein Strom mehr erzeugt wird, ist der Schieber der Stellfalle links vor dem Gebäude – Foto in der Mitte oben – geöffnet, das Wasser fällt damit außerhalb des Gebäudes in den tiefer liegenden Teich – Foto rechts, der südlich und westlich um das Gebäude angelegt ist.
Mit dem großen Rad – Foto oben rechts – an der Ostwand des Stromschlössles lässt sich dieser Schieber bedienen.
Die Francis-Turbine, die das fallende Wasser in eine Drehbewegung umsetzt, befindet sich im Keller des Gebäudes. Im Nachbarraum – dem Transmissionsraum – wird diese Bewegung über große und kleine Räder durch Riemen zum Generator und zu Maschinen weitergegeben.
Durchbruch der Wand zwischen Turbinen- und Transmissionsraum:
Die Achse verbindet die Turbine mit den Transmissionsrädern. Die Aufnahmen wurden im Transmissionraum gemacht.
Das große Reibrad trieb den Generator
im Ergeschoss des Stromschlössles an.
Die kleinen Räder wurden genutzt um
diverse Maschinen antreiben.
Oberer und unterer Teil der großen steinernen Schalttafel im Erdgeschoss
Besonders eindrucksvoll ist im Schaltraum des Erdgeschosses die steinerne Schalttafel mit ihren Messin-strumenten und Schaltern.
Das Schaltrad im Zentrum des unteren Tafelteils weist auf eine Besonderheit hin: Mit diesem Zellenschalter konnten die 55 Bleibatterien im Keller des Gebäudes in Stufen bedarfsgerecht zu- und abgeschaltet werden, nicht benötigter Strom gespeichert werden. Die linke Kurbel trägt die Aufschrift "Ladung", die rechte "Entladung".
An den Messinstrumenten – untere Aufschrift auf dem Ampére- und Voltmeter – kann man ablesen, dass in der Kartause früher nur Gleichstrom genutzt wurde.
Voltmeter sowie Kurbelgriffe des Zellenschalters.
Die Kurbeln dienten dem Drehen des Zellenschalters, um die Anzahl der zu ladenden (linke Kurbel) und die Anzahl der genutzten (rechte Kurbel) Bleibatterien einzustellen.
Rechts im Foto der historische Quecksilberdampfgleichrichter der Firma AEG aus dem Jahr 1935. Er wurde angeschafft, als die Kartaus ans städtische Strom-netz angeschlossen wurde. Dieses liefert allerdings nur 220-Volt-Wechselstrom, die eigene Anlage erzeugte 110-Volt-Gleichstrom. Der Gleichrichter sorgete für Anpassung ans "Kartaus-Netz".
Fotos unten: historische Leuchtmittel – Glühlampen und Quecksilberdampflampe – zu sehen im Schaltraum
Kupferstich von Peter Mayer (1718-1800): Die Kartause am Johannisberg im Dreisamtal bei Freiburg, 1771 – der Mühlenbach mit Sägemühle, diese erkennbar durch die Holzstapel vor dem Gebäude, ist vom Autor blau eingefärbt ebenso die Dreisam (Herkunft: Wikipedia im März 2018)
1908Bau des kleinen Wasserkraftwerks.
Straßenlaternen der Kartäuserstraße erhielte ihre Strom zweitweise vom Turbinenhaus in der Kartaus,
ebenso ab 1915 der nach Freiburg eingemeindete Stadtteil Littenweiler.
1965Kraftwerk der Kartaus wird stillgelegt, die Schaltanlage wird weiterhin verwendet.
1988Gutachten zur Reaktivierung des Kraftwerks. Ergebnis: Amortisation in 9-11 Jahren. Das Kraftwerk
ist Museum geblieben.
März 2018