Weihnachtskrippe

Krippe

Krippenaufstellung über die Weihnachtstage 2019

Wie alles begann

An Heiligabend und über die Weihnachtstage 2019 erlebte die Auferstehungsgemeinde vier neue Krippenfiguren als Krippe in der westlichen Fensternische – dort wo sonst die die Schale für Gebetskerzen steht. Bis Ende Januar 2020 hatte sie dann jeden Sonntag ihren Platz auf den Stufen zum Altar.
Um die Anschaffung einer neuen Krippe anzuregen, schlug der Ortsältestenrat diese Krippen-Gestaltung der Gemeinde vor, denn die Ton-Figuren der bisherigen Krippe waren teilweise defekt und stark bröselig geworden.
Die vier Krippenfiguren – Maria in einem Buch lesend, Josef das Kind in den Armen, der Esel und ein liegender Ochse – hat die Freiburger Bildhauerin Luise Wegner geschaffen. Herausgearbeitet mit der Kettensäge aus Lindenholz, bekleidet und mit Ausdruck versehen durch Acrylfarbe.
Die Gemeindemitglieder waren gebeten, ihre Meinung zum Vorschlag des Ortsältestenrats weiterzugeben.

Während der Christvesper an Heiligabend, den 24.12.2019, ging Pfarrer Jörg Wegner in seiner Predigt auf die aufgestellten Krippenfiguren ein.

Liebe Gemeinde,

sie sind so etwas wie Schutzhütten der Erinnerung. Inmitten der Glühweinstände der Weihnachtsmärkte halten sie wach, was langsam aus dem Gedächtnis verdampft, wie der heiße, gewürzte Wein in den Händen der Frierenden.

Da war doch was, um das es hier geht. Die Weihnachtskrippen – oft möbliert mit dem üblichen – werden unsere Gedankenstützen. Maria, Josef, Kind und Ochs und Esel, Hirten, Engel und Könige aus Holz, Ton, Pappmaché helfen uns auf die Sprünge. Sie rufen sich den Menschen in Erinnerung. Wisst Ihr noch, was da geschehen ist? Es begab sich aber zu der Zeit ... Da war doch was zu jener Zeit.
Die Krippen spiegeln die Bilder wider, die in unseren Köpfen und Herzen aufsteigen, wenn wir an diese Heilige Familie in jener Heiligen Nacht denken.
Da brauchen wir gar nicht mehr die Bibel aufschlagen.
Sie stehen vor uns. Maria die himmlisch blau verhüllte Gottesmutter. Das Kind in der Krippe und der Josef, der aus dem Hintergrund alles bestaunt. Und weil es ein Stall ist, wundert sich keiner über Ochs und Esel. Die Krippenidylle ist oft nichts anderes als ein dreidimensionale Widergabe unserer Sehnsucht. Ich sehne mich nach dem Kind in mir, nach Harmonie und dem von den Engeln ausgerufenen „Friede auf Erden“.

Schon im Mittelalter sahen sich Künstler verlockt, das Krippenbild in unseren Köpfen zu irritieren.
Nachdem nun unsere alte aus ungebranntem Ton geformte Krippe langsam davon bröselt, hielten wir Ausschau nach einer neuen.

Und diese hier könnte es sein.
Sie hat mich beim ersten Anblick irritiert. Nicht schockiert, denn sie wirft ja keine von unseren Vorstellungen über den Haufen. Aber es sind da leichte Variationen zu entdecken, die die Gedanken in Bewegung bringen.

Sie können mit Hilfe der Karte (… Foto oben …) mit entdecken, oder auch ganz anderes sehen.

Maria: Ihr Blick. Der ist nicht so mütterlich entrückt, wie es oft in alten Krippen zu sehen ist. Ihre Augen verraten eher viele Fragen, die sie umtreiben. Sie ist sich noch nicht ganz klar, was hier eigentlich mit ihr und allem gemeint ist.
Wie kann ein einfaches Mädchen Gott in dieser Welt austragen und Gott zur Welt bringen? Ihre fragenden Augen sind die vieler Menschen, auch vieler Christinnen und Christen. Was geht hier vor und wie gehen wir dem nach?

Krippe

Maria hält nicht das Kind im Arm. Dafür hat sie ein Buch auf den Knien aufgeschlagen. Es ist die hebräische Bibel. Denn Maria war Jüdin und war nie Christin. Sie kannte nur diese Heilige Schrift in der Heiligen Sprache – Hebräisch. Und ein hebräisches Wort leuchtet ihr aus diesem Buch entgegen:

Ruach.

Das klingt nach dem, was es sein soll: Hauch, Atem – aber eben auch Geist. Es ist eines der ersten Worte Bibel: We Ruach elohim merachefet al p’nei ha‘majim
Gottes Geist über den Tiefen des Wassers ruft die Schöpfung ins Leben. Er haucht dem Menschen das Leben ein und macht ihn zum Ebenbild Gottes. Und seitdem durchweht Gottes Geist die Bibel und ruft Neues ins Leben, ist Gottes Energie, um die Erde zu erneuern und den Menschen. Dieser Geist lässt Gott in Maria wachsen und in der Krippe Haut und Haar werden. Gott steht hinter sich selbst zurück, um an der Seite des Menschen zu stehen. Das tut er konsequent von der Krippe bis zum Kreuz. Und wenn er geht, dann bleibt der Geist: Ruach.

Der Atem Gottes, der auch dein Leben erneuern und verwandeln will.
In diesem Geist Gottes sucht Maria Antwort und Mut für die Wege, die sie erahnt, aber nicht versteht. Wege, die sie trotzdem gehen muss. Wege, die sich ihr im Rückblick und im Geist Gottes als Lebenswege erschließen.

Das wünsche ich uns allen, dass sich im Geist Gottes unser Leben als sinnvoll erschließt, wenn wir es Seite für Seite erkunden, wie eine Heilige Schrift, die Gott uns in den Schoß gelegt hat.

Krippe

Josef steht auch in dieser Krippe am Rand – ganz traditionell. Aber nun trägt es das Kind in Händen. Ihm wurde das Wertvollste anvertraut, was die Krippe zu bieten hat. Es strahlt weiß das Bündel, da wird das Licht der Welt gebündelt. Es ist das gleiche Lichtweiß, das von der Heiligen Schrift in Marias Händen ausgeht.
Es liegt klein und verletzlich in seinen Armen, die es aber nicht wirklich fassen wollen. Ich erinnere mich selbst daran, als ich unser erstes Kind Luise in den Händen hielt. Wie geht das – einen Säugling halten?
Und jetzt hat diese Luise als Bildhauerin diese Krippe gestaltet. So erschließen sich Lebenswege.
Wie geht das ein Kind halten? Wie geht das ein Kind loslassen?

Irgendwie hält Josef das Kind. Irgendwie droht er, es loszulassen? Unsicher ist er bis in die Knochen. Was ist hier los und was ist meine Aufgabe in dem allen?

Wie stehe ich zu diesem Kind und seiner Botschaft? Halten oder fallen lassen? Josef steht bei allen, die diese Frage auch nicht entschieden haben. Er steht bei allen, die mit neuen Situationen nicht so locker zurechtkommen,

Krippe

sondern sich erst zurechtfinden müssen. Josef ist der Heilige der Unsicheren, derer die ihre Rolle noch nicht gefunden haben, die etwas in den Händen halten, was sie erst einmal nur überfordert. Doch dieser Josef ist nicht wegzudenken aus der Krippe. Mit allem Unfertigen und allen Fragen gehört er dazu.

Das wünsche ich vielen Menschen. Sie sollen wissen – du gehörst dazu. Wenn Du nicht da bist, fehlt etwas, auch wenn du nicht in der ersten Reihe stehst. Auch wenn Du noch nicht alles klar hast. Du würdest fehlen ... Halt das Kind fest, oder halt dich an ihm fest.

Betrachten wir die einzigen, die keine Zweifel kennen und tiefentspannt sind: der Ochse und der Esel. Sie schauen mit Gelassenheit auf die Menschen in der Krippe. Der Ochse ist ganz Kraft. Der Esel ist ganz Ausdauer. Zäh und genügsam ist der Esel. Sein Rücken wird den Christus tragen. Der Esel ist die Heilige Kuh der Christen, wenn man so sagen darf.

Krippe

Das sie zum Inventar einer Krippe gehören, geht auf den Propheten Jesaja zurück:
Jes 1:3 Ein Ochse kennt seinen Herrn, und ein Esel die Krippe seines Herrn.

Macht das die beiden so gelassen? Sie vertrauen einfach auf den, dem sie anver-traut sind. Ganz fest ist das Band zwischen Schöpfer und Geschöpf.
Ochs und Esel denken nicht nach – einfach da sein, einfach vertrauen. Das macht sie gelassen. Das gibt ihnen Kraft und Ausdauer.

Mir schickte einer einen Videoclip. Da war die Aufgabe des Ochsen schlichtweg, mit seinem massigen Körper den kalten Wind vom Kind abzuhalten. Das sind so Sachen, die stehen alle so nicht in der Bibel. Aber da wird die Geschichte von damals weitergeschrieben in das Leben hinein und in unsere Zeiten.

Sie behält also ihre Energie und sie wirkt. Das spüren wir, wenn sie mit einem Glas Glühwein in der Hand vor einer Krippe stehen. Da weht dann ein Hauch vom Ruach, vom Geist Gottes. So können die Figuren in uns zum Leben erweckt werden und zu uns sprechen.

Du gehörst dazu. Oder du kannst noch dazu kommen. Diese Krippe wartet nicht nur auf Hirten und Könige und Engel. Sie wartet auch auf Dich.

Amen

Im Frühjahrs-Gemeindebrief schilderte Pfarrer Jörg Wegner die Reaktionen: „Die Gespräche, die sich im Zusammenhang mit dem Vorschlag der Anschaffung einer neuen Krippe ergeben haben, waren sehr vielfältig und teils erstaunlich tiefgehend. Selten habe ich so etwas erlebt. Das zeigt was Kunst bewirken kann. Aber damit kommt auch die Frage auf, soll eine Krippe Kunst sein, die auch Fragen auslöst, oder soll sie rein die Geschichte nacherzählen, wie sie die Bibel vorgibt?“

Die Krippe 2020

Krippe

Krippenaufstellung über die Weihnachtstage 2020

Krippe

Im Dezember 2020 und darüber hinaus änderte der Virus Covid-19 den gewohnten, unbeschwerten Alltag erheblich. Dass er vorher „unbeschwert“ war, wurde einem erst in dieser Lockdown-Situation so richtig bewusst. Bewusst wurde auch, welchen lieb gewordenen Weihnachtsgewohnheiten, -Ritualen man als selbstverständlich und eigentlich unverzichtbar gewohnt war zu planen, zu organisieren und zu feiern.
Um den verpflichtenden Regelungen zur Eindämmung der Virusausbreitung nachzukommen, entschieden der Ortsältestenkreis mit Pfarrer Jörg Wegner, an Heiligabend mit der Krippe – Maria und Josef mit dem Kind sowie der Engel – auf einem Lastenfahrrad die drei Gemeindeortsteile, Littenweiler, Kappel, Ebnet, anzufahren und dort im Freien Gottesdienst zu feiern. Wer die Gottesdienste besuchen wollte musste sich zudem, wie auch zu den Gottesdiensten am 1. und 2. Weihnachtstag, anmelden.
Daher wurde die Krippe in der täglich offenen Kirche erst zum 1. Weihnachtstag aufgebaut. Die Fotos entstanden am 29. Januar 2020.

Die Hirten

Krippe
Krippe
Krippe

Der Engel

Krippe
Krippe
Krippe

Die Tiere

Krippe

Januar 2021